Question to the brain

Stimmt es, dass Alkohol Hirnzellen abtötet?

Questioner: AA

Published: 16.04.2017

Stimmt es, dass Alkohol Hirnzellen abtötet? Und wie kann man so etwas beweisen?

The editor's reply is:

Prof. Dr. Michael Soyka, Medical Park Chiemseeblick, Bernau: Ja, ganz massiv sogar. Man weiß zum einen, dass Alkohol Nervenzellen in der Peripherie abtötet, also die Nerven, die zum Beispiel die Muskeln in den Beinen versorgen. Deswegen ist auch die so genannte Polyneuropathie eine der häufigsten neurologischen Folgeschäden bei Alkoholismus.

Zum anderen tötet Alkohol direkt Nervenzellen im Gehirn ab. Wenn dann noch andere Faktoren dazukommen, wie etwa Vitaminmangel durch eine ungünstige Ernährung, kann chronischer Alkoholismus zu Hirnschäden führen. Aber vor allem schädigt Alkohol die Nervenzellen direkt neurotoxisch, auch kurzfristig, wenn jemand an einem Abend hohe Mengen von Alkohol trinkt.

In der Regel merkt man davon aber nicht viel. Die Dosis und die Dauer der Dosis machen den Schaden aus. Bei chronischem Alkoholismus gibt es schwere Verläufe von Hirnschädigungen, zum Teil in extremer Form. Zum Beispiel entwickelt sich häufig das Wernicke-Korsakow-Syndrom, was die Gedächtnisleistungen dauerhaft beeinträchtigt. Solche Schäden kriegt man aber nur, bis auf wenige Ausnahmen, wenn man über einen sehr langen Zeitraum sehr viel getrunken hat.

Es gibt aber auch einige neuropsychiatrische Folgeschäden bei Alkoholismus, die sehr schnell auftreten können. Zum Beispiel kleine Blutungen im Gehirn. Zudem sind nicht alle Gehirnareale gleich empfindlich. Die höheren Hirnanteile, besonders der frontale Cortex und das Kleinhirn sind sehr empfindlich. Deswegen gibt es bei Alkoholabhängigen relativ häufig Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen.

Die Folgen von Alkoholismus sind durch eine Vielzahl von Untersuchungen sehr gut belegt worden. Dazu gehören eine ganze Reihe von tierexperimentellen Untersuchen, auch Zelluntersuchungen. Beim Menschen kann man durch den Einsatz von bildgebenden Verfahren, wie etwa dem Computertomografen, die Hirnsubstanz relativ gut darstellen. Die Untersuchungen finden in der Regel an Alkoholpatienten statt und zeigen deutlich, dass es hier zu Hirnschäden kommt.

Vielfach wurde eine so genannte Hirnatrophie festgestellt. Dabei weist das Gehirn gegenüber dem Gesunden weniger Zellen auf. Das Gehirn schrumpft, einfach gesagt. Es gibt auch neuropathologische Untersuchungen, die das belegen. Dabei konnte auch gezeigt werden – und das ist eine gute Nachricht –, dass sich diese bei einem Teil der Patienten mit deutlicher Hirnatrophie im Laufe der Zeit wieder zurückbildet, wenn nicht mehr getrunken wird. Die Synapsen bilden neue Aussprossungen. Zu einem Teil sind diese Schäden also bei Abstinenz rückbildungsfähig.

Aufgezeichnet von Maike Niet

Neuron

Neuron/-/neuron

Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.

Cortex

Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex

Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.

Cerebellum

Kleinhirn/Cerebellum/cerebellum

Das Cerebellum (Kleinhirn) ist ein wichtiger Teil des Gehirns, an der Hinterseite des Hirnstamms und unterhalb des Okzipitallappens gelegen. Es besteht aus zwei Kleinhirnhemisphären, die vom Kleinhirncortex (Kleinhirnrinde) bedeckt werden und spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei automatisierten motorischen Prozessen.

Synapse

Synapse/-/synapse

Eine Synapse ist eine Verbindung zwischen zwei Neuronen und dient deren Kommunikation. Sie besteht aus einem präsynaptischen Bereich – dem Endknöpfchen des Senderneurons – und einem postsynaptischen Bereich – dem Bereich des Empfängerneurons mit seinen Rezeptoren. Dazwischen liegt der sogenannte synaptische Spalt.

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