Question to the brain
Was unterscheidet gutartige von bösartigen Tumoren?
Published: 25.06.2017
Was unterscheidet gutartige von bösartigen Tumoren des Gehirns und des Nervensystems?
The editor's reply is:
Antwort von Dr. Martin Misch, Oberarzt der Neurochirurgie, Schwerpunkt klinische Neuroonkologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin: Das Wort „Tumor“ beschreibt zunächst ganz neutral nur eine Zunahme des Volumens in einem bestimmten Gewebe. Ein „bösartiger“ Tumor zeichnet sich im Allgemeinen durch die Fähigkeit aus, rasant zu wachsen und infiltrativ in benachbartes Gewebe einzudringen. Weiterhin können diese Tumore metastasieren, also Tumorzellen über große Distanzen über die Blutbahn oder das Lymphsystem in andere Organe streuen. Das macht sie zu dem, was man als Krebs kennt. Bösartige Hirntumore bilden außerhalb des Nervensystems jedoch nur in weniger als zwei Prozent der Fälle Metastasen.
Diese Eigenschaften hat ein gutartiger Tumor dagegen nicht. Wenn diese Form wuchernden Gewebes frühzeitig erkannt wird, ist sie daher leichter zu behandeln. Zwar bedarf es auch hier einer gründlichen und fachmännischen Beobachtung und Therapie. Die Wahrscheinlichkeit, nach der Behandlung eines gutartigen Tumors erneut an der gleichen Form des Geschwürs zu erkranken, ist aber geringer. Wenn gutartige Tumore nicht direkt entfernt werden, sollten sie zumindest unter Beobachtung bleiben, da sie auch zu bösartigen Wucherungen entarten können. Beispiele sind Muttermale auf der Haut, die zu Hautkrebs werden können oder Adenome aus dem Verdauungstrakt.
Im Nervensystem des Menschen gibt es verschiedene Arten von Wucherungen. Darunter fällt zum Beispiel das gutartige Schwannom/Neurinom, ein Tumor der peripheren Nerven (auch Hirnnerven), der mit Operation oder Strahlentherapie wirksam zu behandeln ist. Andere Beispiele sind gutartige Tumore der Hirnhäute (Meningeome) und Hirnanhangsdrüse (Hypophysenadenome).
Im Gegensatz zu anderen Körperteilen können im Gehirn gutartige Tumore auch bei langsamem Wachstum zu einer Bedrohung werden, weil es im knöchernen Schädel keine „Ausweichmöglichkeit“ gibt, wenn das Volumen des Tumors im Verlauf von Jahren zunimmt. Generell verschlechtert ein Krebs im zentralen Nervensystem die Lebensqualität eines Patienten schneller und stärker als in anderen Geweben. Dies ist auch dadurch bedingt, dass es keine technischen Ersatzmöglichkeiten für das Hirn gibt, entgegen etwa der Dialyse für die Niere, oder Prothesen für die Extremitäten.
Gefährlich sind auch anfänglich „gutartige“ Gliome, da sie sich über Jahrzehnte ausnahmslos zu bösartigen Tumoren entwickeln. Obwohl Gliome selten sind, haben sie wegen ihres oft schlechten Verlaufs eine große Bedeutung. Etwa die Hälfte von ihnen sind Glioblastome – eine der größten Herausforderungen, mit denen wir in der Charité zu tun haben. Dies sind raumgreifende bösartige Tumore im Großhirn, bei denen zum Zeitpunkt der Diagnose meist schon Tumorzellen in benachbarten Hirnlappen existieren. Ein chirurgischer Eingriff ist meistens nötig, die Möglichkeiten sind aber begrenzt, weil die Entfernung von Hirngewebe auch wichtige Funktionen wie Bewegungen oder Sprache beschädigen kann.
Aufgezeichnet von Andreas Grasskamp
Hypophyse
Hypophyse/-/pituitary gland
Die Hypophyse ist eine wichtige Drüse im Körper. Sie hängt wie ein Tropfen unterhalb des Hypothalamus und ist nicht größer als eine Erbse. Die Hypophyse besteht aus zwei Teilen, dem Hypophysenvorderlappen (Adenohypophyse) und dem Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse). Die Hypophyse ist der einzige Bereich des Zentralen Nervensystems, bei dem die Blut-Hirn-Schranke nicht wirksam ist.