Question to the brain

Anders werden durch mentales Training - geht das?

Questioner: "Peter Pan"

Published: 03.03.2012

Autosuggestion, Imagination, Selbsthypnose — wenn solche Techniken praktiziert werden, steckt meist ein Ziel dahinter: Man möchte sein Selbstbewusstsein stärken, in Kofliktisituationen ruhiger bleiben oder die Lust auf Süßes besser in den Griff bekommen. Ist da der Wunsch der Vater des Gedankens? Oder kann mentales Training wirklich effektiv eingesetzt werden, um Verhaltenweisen und Selbstwertgefühl zu verändern?

The editor's reply is:

Prof. Wolfgang Miltner, Inhaber des Lehrstuhls für Biologische und Klinische Psychologie der Friedrich-​Schiller-​Universität Jena: Mentales Training bezeichnet normalerweise ein Verfahren, das im Hochleistungssport angewandt wird: Dort stellen sich Menschen zum Beispiel komplexe Bewegungsabläufe vor deren Ausführung im Geiste vor. Das „primed“ das Gehirn, wie wir sagen: Es erleichtert die Aktivierung neuronaler Pfade und von Gehirnstrukturen, die für die Bewegung bedeutsam sind, und begünstigt so die nachfolgende optimale Ausführung. Denselben Effekt kann man auch bei der Rehabilitation etwa nach einem Schlaganfall nutzen, indem man Patienten anleitet, sich bestimmte Bewegungen mit ihrer gelähmten Hand vorzustellen. Das zeigt nachweisbar Wirkung.

Bei der aufgeworfenen Frage geht es aber nicht primär um Bewegungsabläufe, sondern um Selbstwert und Verhalten. Diese Bereiche durch geistige Vorwegnahme bestimmter Situationen positiv zu beeinflussen, ist grundsätzlich denkbar. Man kann über die eigenen Verhaltensweisen und die eigene Rolle meditieren, sich im Geiste vorstellen, wie Verhaltensweisen und Kompetenzen aussehen oder sich ändern sollen. Man kann sich kritische, angstbesetzte Situationen ausmalen und Vorstellungen entwickeln, wie diese anders bewältigt werden könnten, wie man sich alternativ verhalten kann, wie man die Situation kognitiv oder emotional anders verarbeiten könnte und so weiter. All das ist sogar ein wesentlicher Bestandteil von kognitiver Verhaltenstherapie, deren Wirksamkeit bei Selbstwert– oder Verhaltensproblemen nachgewiesen ist. Allerdings wird ein wirksamer Einfluss auf Selbstwert oder Verhalten in der Regel nicht allein durch Vorstellungsübungen erzielt, sondern erst dann, wenn diese in ein umfassenderes Verfahren der Verhaltensänderung integriert sind. Nicht nur gewissermaßen auf dem Trockenen zu üben, ist wichtig, sondern neue Pläné, Absichten, Motive und Fertigkeiten müssen dann auch in der Wirklichkeit umgesetzt und erprobt werden.

Vor allem aber zeigt die Erfahrung, dass solche Bemühungen beim ganz überwiegenden Teil der Menschen keinen Erfolg haben, wenn sie dabei auf sich alleine gestellt sind. Nichts scheint so komplex und schwierig zu sein, wie sich selber zu verändern! Denken Sie nur an die typischen Neujahrsvorsätze – oder an das unendliche Problem vieler Menschen mit Suchtmitteln. Die allermeisten von ihnen wissen, dass der Konsum solcher Mittel schadet. Trotzdem haben die meisten keinen Erfolg, ihr Suchtverhalten allein durch Meditation oder Autosuggestion zu ändern, jedenfalls nicht ohne kontinuierliche professionelle verhaltenstherapeutische Betreuung.

Verhaltensänderungen brauchen viel Energie, Entschlusskraft und Durchhaltevermögen. Gerade Menschen, die ernsthaft in ein psychisches Problem verstrickt sind, wird es daran fehlen. Und es ist auch gezeigt worden, dass Personen in psychischen Konfliktlagen sehr häufig alleine nicht so flexibel sind, sich ganz neue, angemessene Alternativen des Umgangs mit problematischen Situationen auszudenken. Deshalb ist therapeutische Hilfe – also die kritische Anleitung und Betreuung bei den genannten Schritten durch ein geschultes Gegenüber – so wichtig.

Aufgezeichnet von Ulrich Pontes

Mentales Training

Mentales Training/-/mental training

Ursprünglich ein Konzept aus der Sportpsychologie: Athleten stellen sich Bewegungsabläufe vor und optimieren diese im Geiste. Vergleichbare Methoden finden heute zwar auch in anderen Lebensbereichen Anwendung, am besten untersucht ist die Wirkungsweise des Mentaltrainings aber bei Sportlern. Forschungsergebnissen zufolge verändert das Kopfkino tatsächlich das Gehirn. Das funktioniert, indem durch die Vorstellung von Bewegungsabläufen ähnliche Areale aktiviert werden wie bei realem Training.

Schlaganfall

Schlaganfall/Apoplexia cerebri/stroke

Bei einem Schlaganfall werden das Gehirn oder Teile davon zeitweilig nicht mehr richtig mit Blut versorgt. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und dem Energieträger Glukose. Häufigster Auslöser des Schlafanfalls ist eine Verengung der Arterien. Zu den häufigsten Symptomen zählen plötzliche Sehstörungen, Schwindel sowie Lähmungserscheinungen. Als Langzeitfolgen können verschiedene Arten von Gefühls– und Bewegungsstörungen auftreten. In Deutschland ging 2006 jeder dritte Todesfall auf einen Schlaganfall zurück.

Emotionen

Emotionen/-/emotions

Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.

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