Frage an das Gehirn
Machen Zebra-Streifen einen „Knick in die Optik“ von Löwen?
Veröffentlicht: 28.02.2015
Angeblich fressen Löwen keine Zebras, weil sie schwarz und weiß nicht auseinanderhalten können. Aber dann könnten die Löwen auch nicht hell und dunkel unterscheiden? Haben Löwen also, salopp formuliert, einen „Knick in der Optik“?
Die Antwort der Redaktion lautet:
Antwort von Oskar Neumann, freier Mitarbeiter der Museumspädagogik im Naturkundemuseum Berlin:
Löwen fressen selbstverständlich Zebras, recht gerne sogar. Das belegen auch Studien, zum Beispiel über das Beuteverhalten von Löwen in Tansania. Außerdem sind Löwen Großkatzen, und Großkatzen haben hervorragende Augen. In ihrer Netzhaut sind zwar nicht so viele Zapfen, Sinneszellen, die für das Farbsehen wichtig sind. Daher klappt es mit dem Farbsehen nicht so toll. Aber Zebras sind ja nicht rot, blau oder bunt, sondern schwarz-weiß gestreift. Löwen haben sehr viele Stäbchen, das sind andere Sinneszellen in der Netzhaut des Auges. Damit kann der Löwe wunderbar und scharf sehen und frisst, was ihm vor die Linse kommt.
Wenn mal wieder behauptet wird, Löwen könnten Zebras wegen ihrer Streifen nicht erkennen, dann kommt manchmal auch das Argument, dass die Streifen in der flimmernden Savannenluft dermaßen verschwimmen, dass der Löwe verwirrt ist und das Zebra gewissermaßen unsichtbar. Aber das ist Unsinn. Die Luft in der Savanne flimmert dann, wenn es heiß ist. Und da liegt der Löwe unter einer Akazie im Schatten und das Zebra woanders im Schatten. Löwen jagen lieber nachts – dafür sind die vielen Stäbchen in ihrem Auge gemacht. Sie helfen beim Sehen, wenn wenig Licht vorhanden ist, etwa in der Dämmerung. Und wenn es dunkel ist, ist es dem Löwen wohl egal, ob das Zebra Steifen hat oder Karos oder Punkte.
Die Löwen haben also keinen „Knick in der Optik“. Schon eher die Tsetse-Fliegen, eine Stechfliegen-Art, die in Savannen und Wäldern Afrikas vorkommt. Sie haben Facetten-Augen. Sie gucken also nicht mit zwei Augen auf die Streifen, sondern mit ganz vielen. Und jedes hat nur sehr wenige Lichtsinneszellen – in der Summe weniger als die zwei Augen des Löwen. Wenn also ein Löwe ein Zebra anschaut, dann sieht er ein Bild wie auf einem Bildschirm mit Mega-Pixel. Eine Tsetse-Fliege hingegen sieht nur Kilo-Pixel, alles erscheint für sie grob gerastert – und da werden Streifen schwierig. Zumal Tsetse-Fliegen am liebsten mittags unterwegs sind, wenn in der Savanne die Luft flimmert. Da kann die Tsetse-Fliege das Zebra kaum wahrnehmen.
Das ist übrigens auch eine mögliche Erklärung, warum Zebras überhaupt Streifen haben. Die Tsetse-Fliege überträgt nämlich die Erreger für eine Krankheit, die beim Menschen Schlafkrankheit und bei Tieren Nagana genannt wird. Gegen diese Tierseuche ist das Zebra nicht resistent. Es stammt ja ursprünglich von Eseln ab, die in Nordafrika vorkamen. Und da gibt es weder Tsetse-Fliegen noch Nagana. Würde das Zebra mit den Erregern dieser Krankheit infiziert werden, müsste es nach wenigen Tagen an einer Hirnhautentzündung sterben. Die Streifen schützen also vor dieser Tierseuche; das ist jedenfalls eine Theorie. Allerdings gibt es noch andere Ideen, warum Zebras Streifen haben. Sie könnten auch zur Kühlung beitragen, das wurde vor kurzem auch wieder einmal in einem Fachartikel behauptet. Was nun stimmt, darüber diskutieren Wissenschaftler nach wie vor.
Antwort aufgezeichnet von Franziska Badenschier
Auge
Augapfel/Bulbus oculi/eye bulb
Das Auge ist das Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Lichtreizen – von elektromagnetischer Strahlung eines bestimmten Frequenzbereiches. Das für den Menschen sichtbare Licht liegt im Bereich zwischen 380 und 780 Nanometer.
Netzhaut
Netzhaut/Retina/retina
Die Netzhaut oder Retina ist die innere mit Pigmentepithel besetzte Augenhaut. Die Retina zeichnet sich durch eine inverse (umgekehrte) Anordnung aus: Licht muss erst mehrere Schichten durchdringen, bevor es auf die Fotorezeptoren (Zapfen und Stäbchen) trifft. Die Signale der Fotorezeptoren werden über den Sehnerv in verarbeitende Areale des Gehirns weitergeleitet. Grund für die inverse Anordnung ist die entwicklungsgeschichtliche Entstehung der Netzhaut, es handelt sich um eine Ausstülpung des Gehirns.
Die Netzhaut ist ca 0,2 bis 0,5 mm dick.
Linse
Linse/Lens crysstallina/lense
Die Augenlinse ist eine transparente, flexible Struktur, die durch ihren unterschiedlichen Krümmungsgrad (siehe dazu Ziliarmuskel und Zonulafasern) den Prozess der Akkomodation (das Fokussieren) und damit scharfes Sehen im Nahbereich ermöglicht.
Stäbchen
Stäbchen/-/rod cells
Die Stäbchen sind Lichtsinneszellen mit hoher Lichtempfindlichkeit. Sie reagieren schon auf schwaches Licht und sind so für das skotopische Sehen, das Schwarz-Weiß-Sehen und das Sehen in der Dämmerung zuständig. Die Stäbchen liegen gehäuft in den äußeren Bereichen der Netzhaut und vermitteln daher keine große Sehschärfe.
Auge
Augapfel/Bulbus oculi/eye bulb
Das Auge ist das Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Lichtreizen – von elektromagnetischer Strahlung eines bestimmten Frequenzbereiches. Das für den Menschen sichtbare Licht liegt im Bereich zwischen 380 und 780 Nanometer.