Steckbrief Amphetamin
Wie wirken Amphetamine? Speed und Crystal Meth sorgen für eine starke Ausschüttung von Neurotransmittern und so für eine gesteigerte Leistungsfähigkeit – können aber auch Psychosen und Aggressionen auslösen und zu Abhängigkeit führen.
Scientific support: Dr. Tomislav Majic
Published: 28.05.2015
Difficulty: intermediate
- Amphetamin (Speed) und Methamphetamin (Crystal Meth) sind synthetische Psychostimulanzien und gehören zu den Phenylethylaminen, einer in der Natur weit verbreitete Stoffgruppe.
- Amphetamin und Methamphetamin werden von Nervenzellen aufgenommen und führen dort zur Freisetzung mehrerer natürlicher Botenstoffe, vor allem Noradrenalin und Adrenalin, aber auch Dopamin.
- Amphetamin und besonders Methamphetamin aktivieren das Dopamin-vermittelte Belohnungssystem und führen zu starker psychischer Abhängigkeit.
- Amphetamin und Methamphetamin wirken anregend. In hohen Dosen oder bei Anfälligkeit können sie Krämpfe, Herzrhythmusstörungen und epileptische Anfälle auslösen.
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Noradrenalin
Noradrenalin/-/noradranalin
Gehört neben Dopamin und Adrenalin zu den Catecholaminen. Es wird im Nebennierenmark und in Zellen des Locus coeruleus produziert und wirkt meist anregend. Noradrenalin wird oft mit Stress in Verbindung gebracht.
Dopamin
Dopamin/-/dopamine
Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff des zentralen Nervensystems, der in die Gruppe der Catecholamine gehört. Es spielt eine Rolle bei Motorik, Motivation, Emotion und kognitiven Prozessen. Störungen in der Funktion dieses Transmitters spielen eine Rolle bei vielen Erkrankungen des Gehirns, wie Schizophrenie, Depression, Parkinsonsche Krankheit, oder Substanzabhängigkeit.
Mesolimbisches System
Mesolimbisches System/-/mesolimbic pathway
Ein System aus Neuronen, die Dopamin als Botenstoff verwenden und das entscheidend an der Entstehung positiver Gefühle beteiligt ist. Die Zellkörper liegen im unteren Tegmentums und ziehen unter anderem in die Amygdala, den Hippocampus und – besonders wichtig – den Nucleus accumbens, wo sie ihre Endköpfchen haben.
Das als Crystal Meth bekannt gewordene Methamphetamin kam in Deutschland 1938 unter dem Handelsnamen "Pervitin" als Wachmacher auf den Markt. Es ist ein Derivat, also ein Abkömmling des Amphetamins. Die Wirkung ist vergleichbar, setzt aber schneller ein und ist stärker. Zudem wird bei Crystal Meth neben Noradrenalin mehr Dopamin freigesetzt, was das Rauschgefühl verstärkt. Gehandelt wird Methamphetamin zumeist in Form von weißlichen, leicht transparenten Kristallen, daher auch der Name "Crystal". Zu Pulver zerstoßen werden diese Kristalle geschnupft, aber auch in Wasser gelöst in die Vene gespritzt. Da es sehr leicht die Blut-Hirn-Schranke überwindet, flutet Methamphetamin schneller im Gehirn an als Amphetamin. Verstärkt wird dies, weil es vom Körper schneller aufgenommen wird, wenn es inhaliert oder gespritzt wird. Dadurch löst es schneller und stärker eine Wirkung aus als Amphetamin und macht schneller und stärker psychisch abhängig. Möglicherweise macht auch die Substanz selbst schlicht stärker abhängig.
Beim Konsum kommt es zu langen Phasen der Aktivität, gefolgt von heftiger Niedergeschlagenheit, Lethargie und depressiven Episoden, wenn die Wirkung nachlässt. Dies führt zumeist zu erneutem Konsum. Da man sich schnell an die Droge gewöhnt, muss die Dosis bald gesteigert werden. Bei längerem Konsum werden Süchtige zunehmend fahrig und nervös, sie zittern und leiden nicht selten unter Krämpfen. Auch so genannte Tics wie zwanghaftes Zähneknirschen und obsessive Handlungen sind nicht selten. Viele Süchtige verfallen zusehends, körperlich wie psychisch. Neuere Studien belegen zudem, dass der Drogenkonsum die Fortsätze der Nervenzellen und damit das Gehirn schädigt. Dies gilt allerdings nicht bei den deutlich geringeren, therapeutisch wirksamen Dosierungen. Das gesamte in Deutschland verfügbare Crystal Meth stammt aus illegalen Küchen, vornehmlich aus dem osteuropäischen Raum und Deutschland selbst. Durch die fehlende Kontrolle kann es auch zu Verunreinigungen kommen, mit unabsehbaren Folgen für die Konsumenten.
In den Nebenwirkungen unterscheidet es sich kaum vom Amphetamin, diese sind aber stärker. Vor allem die erhöhte Aggressivität führt bei Konsumenten zu Schäden an sich und bei anderen. Crystal Meth kann epileptische Anfälle auslösen, paranoide Wahnvorstellungen, akustische Halluzinationen, Angstzustände sowie Magengeschwüre und Schäden der Nieren.
Noradrenalin
Noradrenalin/-/noradranalin
Gehört neben Dopamin und Adrenalin zu den Catecholaminen. Es wird im Nebennierenmark und in Zellen des Locus coeruleus produziert und wirkt meist anregend. Noradrenalin wird oft mit Stress in Verbindung gebracht.
Dopamin
Dopamin/-/dopamine
Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff des zentralen Nervensystems, der in die Gruppe der Catecholamine gehört. Es spielt eine Rolle bei Motorik, Motivation, Emotion und kognitiven Prozessen. Störungen in der Funktion dieses Transmitters spielen eine Rolle bei vielen Erkrankungen des Gehirns, wie Schizophrenie, Depression, Parkinsonsche Krankheit, oder Substanzabhängigkeit.
Blut-Hirn-Schranke
Blut-Hirn-Schranke/-/blood brain barrier
Eine selektiv durchlässige Membran, die von den Zellen in den Wänden der kapillaren Blutgefäße im Gehirn gebildet wird. Sie verhindert das Eindringen von Schadstoffen über das Blut, erlaubt jedoch den Übergang von Nährstoffen aus dem Blut ins Gehirn.
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Amphetamin und Methamphetamin sind synthetisch hergestellte Substanzen aus der in der Natur weit verbreiteten Stoffgruppe der Phenylethylamine. Zu dieser Gruppe gehören etwa Hormone wie Adrenalin, Botenstoffe wie Dopamin, Aminosäuren wie L-Tyrosin und L-Phenylalanin sowie Pflanzenalkaloide wie Ephedrin oder Mescalin. Viele Phenylethylamine haben eine jeweils sehr unterschiedliche Wirkung auf die Psyche.
Amphetamin wird meist als weißes Pulver durch die Nase geschnieft, aber auch in Getränken gelöst, in Kapselform geschluckt oder gespritzt. Methamphetamin (siehe Info-Kasten) liegt in Form von weißlich-durchsichtigen Kristallen vor. Zu Pulver verarbeitet kann es geschnupft oder geschluckt werden, geraucht oder in Wasser gelöst intravenös injiziert. Der Besitz und Handel von Amphetamin und Methamphetamin ist illegal.
Nase
Nase/Nasus/nose
Das Riechorgan von Wirbeltieren. In der Nasenhöhle wird die Luft durch Flimmerhärchen gereinigt, im oberen Bereich liegt das Riechepithel, mit dem Gerüche aufgenommen werden.
Pharmakologische Wirkung
Amphetamin ist ein Psychostimulans, das die sympathischen Teile des vegetativen Nervensystems anregt. Es bewirkt hauptsächlich die Ausschüttung von Noradrenalin sowie in geringeren Teilen auch Dopamin und Norephedrin. Dies gelingt, weil das Amphetamin über Transporter in das Innere von präsynaptischen Nervenzellen befördert wird. Einmal angekommen verdrängt es hier Teile der Botenstoffe aus den Speicherpaketen und bewirkt ihre Ausschüttung in das Zellinnere. Weil die Droge zudem die Transportrichtung der Kanäle umkehrt, werden die Botenstoffe anschließend in die Synapse befördert. Dies geschieht unabhängig davon, ob die betroffene Zelle feuert oder nicht. Methampehtamin wirkt ähnlich, bewirkt jedoch eine etwas stärkere Ausschüttung von Dopamin. Zudem überwindet es besser die Blut-Hirn-Schranke und gelangt so leichter ins Gehirn.
Autonomes Nervensystem
Autonomes Nervensystem/-/autonomous nervous system
Der Teil des Nervensystems, der die Vitalfunktionen – wie Atmung, Herzschlag, Blutdruck – steuert. Unterteilt wird das autonome Nervensystem in einen sympathischen, anregenden, und einen parasympathischen, entspannenden Bereich.
Noradrenalin
Noradrenalin/-/noradranalin
Gehört neben Dopamin und Adrenalin zu den Catecholaminen. Es wird im Nebennierenmark und in Zellen des Locus coeruleus produziert und wirkt meist anregend. Noradrenalin wird oft mit Stress in Verbindung gebracht.
Dopamin
Dopamin/-/dopamine
Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff des zentralen Nervensystems, der in die Gruppe der Catecholamine gehört. Es spielt eine Rolle bei Motorik, Motivation, Emotion und kognitiven Prozessen. Störungen in der Funktion dieses Transmitters spielen eine Rolle bei vielen Erkrankungen des Gehirns, wie Schizophrenie, Depression, Parkinsonsche Krankheit, oder Substanzabhängigkeit.
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Synapse
Synapse/-/synapse
Eine Synapse ist eine Verbindung zwischen zwei Neuronen und dient deren Kommunikation. Sie besteht aus einem präsynaptischen Bereich – dem Endknöpfchen des Senderneurons – und einem postsynaptischen Bereich – dem Bereich des Empfängerneurons mit seinen Rezeptoren. Dazwischen liegt der sogenannte synaptische Spalt.
Effekte auf Körper und Psyche
Amphetamin und Methamphetamin (siehe Info-Kasten) bringen den Körper in einen künstlichen Stresszustand: Sie regen den Organismus an, putschen auf und sorgen für eine deutliche Leistungssteigerung. Sie beseitigen Müdigkeit, steigern den Antrieb und mindern den Appetit. Viele Konsumenten fühlen sich während des Rausches sehr selbstbewusst und voller Energie. Darum gilt Amphetamin als klassische Party-Droge. Weil Amphetamine das Erschöpfungsgefühl reduzieren, wurden sie auch als Dopingmittel im Sport genutzt. Diese Nutzung hat inzwischen jedoch stark nachgelassen, da es bessere Nachweismethoden für Amphetamine im Körper gibt. Weil Methamphetamin eine höhere Dopamin-Ausschüttung bewirkt, ist das Gefühl der Euphorie hier höher als bei Amphetamin, ebenso wie die Suchtgefahr.
Amphetamin und vor allem Methamphetamin können eine starke psychische Abhängigkeit auslösen. Dies gilt für Methamphetamin umso mehr, weil es die Blut-Hirn-Schranke besser überwinden kann und so mehr Wirkstoff im Gehirn ankommt. Wird Crystal Meth zudem geraucht, verstärkt sich dieser Effekt noch: Durch das Inhalieren flutet die Substanz viel schneller ins Gehirn als bei anderen Konsumformen. Dadurch ist der Effekt plötzlicher und stärker, die psychische Abhängigkeit höher.
Möglicher therapeutischer Nutzen
Amphetamin wird bei ADHS eingesetzt, das das verwandte Amfepramon als Appetitzügler verwendet.
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Risiken
Amphetamine passieren als fettlösliche Moleküle recht gut die Blut-Hirn-Schranke, Methamphetamine sogar noch ein wenig besser. Oral eingenommen zeigt sich die Wirkung nach etwa dreißig Minuten, geraucht deutlich schneller.
Beide Stoffe haben ein hohes psychisches und Suchtpotenzial. Das liegt nicht nur an den starken Effekten, die Konsumenten spüren. Auch die Wirkweise der Substanzen begünstigt eine Sucht: Weil die Amphetamine innerhalb der Zelle Botenstoffe wie Noradrenalin und Dopamin aus ihren Speicherdepots verdrängen und die Transportkanäle umkehren, gelangen nur wenige Botenstoffe wieder ins Zellinnere zurück. Dadurch nimmt die Menge des ausgeschütteten Botenstoffs von Mal zu Mal ab – und wird von noch mehr Amphetamin ersetzt. Das führt zu einer Toleranz gegenüber der Droge. Zudem fehlen beim plötzlichen Absetzen der Substanz Botenstoffe in den Zellen, was Entzugserscheinungen wie Niedergeschlagenheit und Schlafbedürfnis zur Folge hat.
Eine große Gefahr liegt in der aufputschenden Wirkung der Drogen: Weil die Konsumenten keine Müdigkeit verspüren, gehen sie über ihre Leistungsgrenzen hinaus, tanzen etwa wortwörtlich bis zum Umfallen. Zudem strecken Händler das Amphetamin oft mit anderen, zum Teil auch giftigen Substanzen; der Reinheitsgehalt schwankt zwischen 10 und 80 Prozent. Entsprechend schwierig ist die Dosierung der Droge. Methamphetamin hingegen wird deutlich seltener gestreckt, weil es in der Produktion deutlich günstiger ist.
Bei einer Überdosis kommt es zu Bluthochdruck und Herzrasen. Begleitet werden diese Symptome durch Brustschmerzen und Angstzustände, sowie Schwitzen, Zittern und Krämpfe. Es kann auch zu Herzrhythmusstörungen und zum so genannten akuten Koronarsyndrom kommen, einer Vorstufe des Herzinfarktes.
Amphetamine können epileptische Anfälle auslösen. Wer über einen längeren Zeitraum hohe Dosen konsumiert, kann einen erhöhten Blutdruck im Lungenkreislauf entwickeln. Nach exzessivem Konsum kann es vorkommen, dass man paranoide Wahnvorstellungen, Halluzinationen und gesteigerte Aggressivität entwickelt. Wer dauerhaft konsumiert, kann stark abmagern. Die Schleimhäute in Mund und Nase zersetzen sich und in der Folge von vermindertem Speichelfluss und Zähneknirschen fallen die Zähne aus.
Amphetamine und Metamphetamine durchdringen die Plazentaschranke und gelangen in die Muttermilch. Sie sind im Neugeborenen voll wirksam und können beim Stillen zu Abhängigkeit und Durchblutungsstörungen führen.
Noradrenalin
Noradrenalin/-/noradranalin
Gehört neben Dopamin und Adrenalin zu den Catecholaminen. Es wird im Nebennierenmark und in Zellen des Locus coeruleus produziert und wirkt meist anregend. Noradrenalin wird oft mit Stress in Verbindung gebracht.
Dopamin
Dopamin/-/dopamine
Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff des zentralen Nervensystems, der in die Gruppe der Catecholamine gehört. Es spielt eine Rolle bei Motorik, Motivation, Emotion und kognitiven Prozessen. Störungen in der Funktion dieses Transmitters spielen eine Rolle bei vielen Erkrankungen des Gehirns, wie Schizophrenie, Depression, Parkinsonsche Krankheit, oder Substanzabhängigkeit.
Nase
Nase/Nasus/nose
Das Riechorgan von Wirbeltieren. In der Nasenhöhle wird die Luft durch Flimmerhärchen gereinigt, im oberen Bereich liegt das Riechepithel, mit dem Gerüche aufgenommen werden.
Trivia
Amphetamin und Methamphetamin wurden in den dreißiger Jahren frei verkauft. Im Zweiten Weltkrieg konsumierten viele Soldaten das unter dem Handelsnamen „Pervitin“ erhältliche Methamphetamin. Die Besatzungen von Flugzeugen und Langstreckenaufklärern, aber auch Militär-Fernfahrer und anderen Truppen im Langzeiteinsatz, erhielten es als Wachmacher.
Dexamfetamin (Attentin), ist ein so genanntes Stereoisomer des Amphetamins, und ist für ADHS bei Kindern über sechs Jahren zugelassen, wenn Methylphenidat und Atomoxetin nicht ausreichend wirksam sind. In den USA wird Kindern mit ADHS auch Methamphetamin verabreicht.
Zum Weiterlesen:
- Kaffee, Käse, Karies… Biochemie im Alltag, hg von Jan Koolman, Hans Moeller, Klaus-Heinrich Röhm, Wiley-VCH, Weinheim (2003)
- Handbuch der Rauschdrogen, Wolfgang Schmidbauer, Jürgen vom Scheidt, Fischer Verlag, Frankfurt am Main (2004)Pharmakologie und Toxikologie, Hans-Herbert Wellhöner, Harms Verlag, Lindhöft (2014).