Alles gelernt!

Lernen ist eine ureigene Eigenschaft des Nervensystems.
Warum ist es dann manchmal eine solche Plage?

Lesen und Schreiben, Fremdsprachen, Zählen, Rechnen, anatomische Fachbegriffe – gelernt, abstraktes und logisches Denken – gelernt. Aggressives oder liebevolles Verhalten: mindestens teilweise gelernt. Sabbern, wenn ein Glöckchen läutet – nun, die Konditionierungen des Menschen sind andere, aber Hunde können das durchaus lernen.

Tatsächlich ist Lernen ein ganz basaler Vorgang, sogar eine unvermeidliche Folge von Wahrnehmung. Grund genug, ihm ein ganzes Thema zu widmen, denn es gibt die unterschiedlichsten Formen des Lernens: Das kognitive, das Eins und Eins zusammenzählt und mit dem sich Christian Wolf auseinandersetzt. Oder das soziale Lernen, das Franziska Badenschier als ungemein schlaue und schnelle Form des Lernens beschreibt.

Dass eine solch grundlegende Fähigkeit einen so schlechten Ruf hat, erstaunt. Doch denken wir an Lernen, erinnern wir uns zumeist an drögen Lernstoff und durchgepaukte Nächte. Dass die Hirnforscher von der Lust am Lernen sprechen, erscheint Lehrern und Schülern oft wie ein Missverständnis. Daher stellt sich auch die Frage, inwieweit die biologische Theorie und die praktische Didaktik miteinander kommunizieren. Diesem Thema widmen wir zwei Beiträge.

Mehr über die physiologischen Vorgänge des Lernens finden Sie übrigens beim Thema Gedächtnis.

Wahrnehmung

Wahrnehmung/Perceptio/perception

Der Begriff beschreibt den komplexen Prozess der Informationsgewinnung und –verarbeitung von Reizen aus der Umwelt sowie von inneren Zuständen eines Lebewesens. Das Gehirn kombiniert die Informationen, die teils bewusst und teils unbewusst wahrgenommen werden, zu einem subjektiv sinnvollen Gesamteindruck. Wenn die Daten, die es von den Sinnesorganen erhält, hierfür nicht ausreichen, ergänzt es diese mit Erfahrungswerten. Dies kann zu Fehlinterpretationen führen und erklärt, warum wir optischen Täuschungen erliegen oder auf Zaubertricks hereinfallen.