Erfolg – ein starker Motivator
Ob in Beruf, Sport oder Spiel — Erfolg treibt zu neuen Leistungen an. Verantwortlich sind Strukturen des mesolimbischen Systems, das auf Anreize mit der Ausschüttung von Dopamin reagiert und so Verhalten fördert, das Erfolg versprechend ist.
Scientific support: Prof. Dr. Rainer Spanagel
Published: 12.02.2018
Difficulty: intermediate
- Etwas zu schaffen, ein Ziel zu erreichen, erfolgreich zu sein, ist eine wichtige Motivation für den Menschen, die heute stark von gesellschaftlichen Vorstellungen geprägt wird.
- Schon die Aussicht auf einen Erfolg aktiviert im Gehirn das Belohnungssystem und sorgt so dafür, dass dieses Ziel weiter verfolgt wird.
- Wie motiviert man ist, hängt auch davon ab, ob eine Handlung Aussicht auf Erfolg hat. Dies wird im orbitofrontalen Cortex entschieden – in einem dynamischen Prozess unter Abwägung verschiedener Kriterien.
- Auch Misserfolge können motivieren. Wichtig ist dabei aber die Gewissheit, das Ziel trotz des Rückschlags irgendwann erreichen zu können.
Motivation
Motivation/-/motivation
Ein Motiv ist ein Beweggrund. Wird dieser wirksam, spürt das Lebewesen Motivation – es strebt danach, sein Bedürfnis zu befriedigen. Zum Beispiel nach Nahrung, Schutz oder Fortpflanzung.
Mesolimbisches System
Mesolimbisches System/-/mesolimbic pathway
Ein System aus Neuronen, die Dopamin als Botenstoff verwenden und das entscheidend an der Entstehung positiver Gefühle beteiligt ist. Die Zellkörper liegen im unteren Tegmentums und ziehen unter anderem in die Amygdala, den Hippocampus und – besonders wichtig – den Nucleus accumbens, wo sie ihre Endköpfchen haben.
Orbitofrontaler Cortex
Orbitofrontaler Cortex/-/orbitofrontal cortex
Windung im Bereich des orbitofrontalen Cortex der Großhirnrinde, die sich anatomisch etwa hinter den Augen befindet. Der orbitofrontale Cortex spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidungsfindung und der Überwachung sozialer Interaktionen und entsprechend komplex ist er aufgebaut. Insgesamt besteht er aus vier verschiedenen Substrukturen: der mediale, laterale, anteriore und der posteriore Gyrus orbitalis sowie der Gyrus rectus.
Wer das Gefühl hat, sein Engagement würde sich lohnen, strengt sich mehr an und kann sich zudem neu gelernte Informationen besser merken. In einer Studie bat die Neurowissenschaftlerin Alison Adcock, damals an der Universität Kalifornien tätig, zwölf Probanden, gegen eine finanzielle Belohnung unterschiedliche Gedächtnisaufgaben zu lösen, darunter das Einprägen von Bildern. Vor jedem Versuch wurde ihnen signalisiert, wie hoch der jeweilig zu gewinnende Geldbetrag ausfiele. Der schnöde Mammon schlug sich offenbar auf das Denkvermögen nieder. Denn am nächsten Tag konnten sich die Teilnehmer eher an solche Bilder erinnern, die fünf Dollar wert waren, als an solche, die nur zehn Cent abwarfen.
Die Ergebnisse der funktionellen Magnetresonanztomografie – ein Verfahren, das Hirnaktivitäten sichtbar macht, waren noch bezeichnender: Regten sich die Area ventralis tegmentalis und Nucleus accumbens während der Testphase, in welcher der jeweilige Geldwert angezeigt wurde, besonders stark, dann blieb auch das dazugehörige Bild später besser im Gedächtnis. Szenen von „billigen“ Bildern, die später vergessen wurden, hatten im Vorfeld jedoch nur eine geringe Aktivität des Belohnungszentrums bewirkt. In der Praxis scheint eine hohe Belohnung ebenfalls zum Lernen zu motivieren: Kinder, die ihren Wunschberuf klar vor Augen haben und auch wissen, welchen Abschluss sie dafür brauchen, investieren einer US-amerikanischen Studie zufolge, mehr Zeit in Hausaufgaben und haben auch bessere Noten.
Funktionelle Magnetresonanztomographie
Funktionelle Magnetresonanztomographie/-/functional magnetic resonance imaging
Eine Modifikation der Magnetresonanztomographie oder –tomografie (MRT, englisch MRI) die die Messung des regionalen Körperstoffwechsels erlaubt. In der Hirnforschung wird besonders häufig der BOLD-Kontrast (blood oxygen level dependent) verwendet, der das unterschiedliche magnetische Verhalten sauerstoffreichen und sauerstoffarmen Bluts nutzt. Ein hoher Sauerstoffverbrauch kann mit erhöhter Aktivität korreliert werden. fMRT-Messungen haben eine gute räumliche Auflösung und erlauben so detaillierte Information über die Aktivität eines bestimmten Areals im Gehirn.
Nucleus
Nucleus/Nucleus/nucleus
Nucleus, Plural Nuclei, bezeichnet zweierlei: Zum einen den Kern einer Zelle, den Zellkern. Zum zweiten eine Ansammlung von Zellkörpern im Gehirn.
Nucleus accumbens
Nucleus accumbens/Nucleus accumbens/nucleus accumbens
Der Nucleus accumbens ist ein Kern in den Basalganglien, der dopaminerge (auf Dopamin reagierende) Eingänge vom ventralen Tegmentum bekommt. Er wird mit Belohnung und Aufmerksamkeit, aber auch mit Sucht assoziiert. In der Schmerzverarbeitung ist er an motivationalen Aspekten des Schmerzes (Belohnung, Schmerzabnahme) sowie an der Wirkung von Placebos beteiligt.
Gedächtnis
Gedächtnis/-/memory
Gedächtnis ist ein Oberbegriff für alle Arten von Informationsspeicherung im Organismus. Dazu gehören neben dem reinen Behalten auch die Aufnahme der Information, deren Ordnung und der Abruf.
Mesolimbisches System
Mesolimbisches System/-/mesolimbic pathway
Ein System aus Neuronen, die Dopamin als Botenstoff verwenden und das entscheidend an der Entstehung positiver Gefühle beteiligt ist. Die Zellkörper liegen im unteren Tegmentums und ziehen unter anderem in die Amygdala, den Hippocampus und – besonders wichtig – den Nucleus accumbens, wo sie ihre Endköpfchen haben.
Auge
Augapfel/Bulbus oculi/eye bulb
Das Auge ist das Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Lichtreizen – von elektromagnetischer Strahlung eines bestimmten Frequenzbereiches. Das für den Menschen sichtbare Licht liegt im Bereich zwischen 380 und 780 Nanometer.
Das Studium nähert sich seinem Ende, die Zeit der Prüfungsvorbereitungen und der Abschlussarbeit beginnt. Es ist eine anstrengende, entbehrungsreiche Phase, in der sich viele Studierende oft wochenlang einsam über Bücher und Computer beugen. Zeit für Treffen mit Freunden und einen Besuch im Kino bleibt meist nicht – oder besser: Man verbietet sie sich. Denn die Opfer haben ein großes, bedeutsames Ziel: Einen erfolgreichen Abschluss und damit den gelungenen ersten Schritt in die Berufswelt.
Motivation – die treibende Kraft, die den Menschen zu zielgerichtetem Verhalten veranlasst – kann viele verschiedene Intentionen haben: Oft geht es um das Befriedigen grundlegender Bedürfnisse, etwa von Hunger oder Durst, oder lebenswichtige Entscheidungen wie Kampf oder Flucht angesichts einer Gefahr. In der modernen Gesellschaft jedoch sind diese entwicklungsgeschichtlich alten, dem nackten Überleben dienenden Motivatoren eher sekundär.Dafür sind andere ins Spiel gekommen: „Man hat gelernt, dass gesellschaftliche Ziele wie gute Noten in der Schule oder Erfolg im Beruf gewünscht sind und man bei der Erreichung Lob oder Anerkennung erhält“, sagt der Psychologe Gerhard Stemmler von der Universität Marburg, der als Leiter einer DFG-geförderten Studie auch die neurobiologischen Hintergründe von Leistungsstreben erforscht hat. „Wenn man bestimmte Ziele anstrebt, hat man dabei meist eine positive Stimmung, man wird regelrecht vorangetrieben.“
Motivation
Motivation/-/motivation
Ein Motiv ist ein Beweggrund. Wird dieser wirksam, spürt das Lebewesen Motivation – es strebt danach, sein Bedürfnis zu befriedigen. Zum Beispiel nach Nahrung, Schutz oder Fortpflanzung.
Neurotransmitter schafft Vorfreude
Verantwortlich für diese positive, leistungsbereite Stimmung ist das mesolimbische System in unserem Gehirn, ein Schaltkreis, dessen Urspung im ventralen Tegmentum im vorderen Teil des Mittelhirns liegt. Die Neurone des ventralen Tegmentums innervieren das limbische System über den Nucleus accumbens, die Amygdala und den Hippocampus und strahlen bis in die Großhirnrinde aus. Sie schütten den Neurotransmitter Dopamin aus, der vermutlich die Anreizmotivation fördert und uns so zu immer neuen Leistungen anspornt – nach dem Motto: schneller, höher, weiter.
„Man streitet sich bis heute darum, was diese Botenstoffsysteme wirklich machen“, sagt Gerhard Stemmler. Früher, so der Psychologe, hätte man gedacht, dass Dopamin das mit Glücksgefühlen einhergehende Erfolgserlebnis nach Erreichen eines Ziels bewirke. „Das ist abgelöst worden durch eine vorsichtigere, konditionale Fassung, wonach durch Dopamin vor allen Dingen die Anreizmotivation befördert wird, die eine Handlungserleichterung zur Folge hat“, so Stemmler. Andere Forscher sehen Dopamin wiederum als ein Lernsignal für relevante Umgebungsreize.
Das Dopamin ist also, anders als die Hirnforschung lange vermutete, nicht dafür verantwortlich, dass wir uns freuen, wenn die Prüfung bestanden ist – dafür sorgen höchstwahrscheinlich körpereigene Opioide, die Endorphine, und andere Botenstoffe wie etwa Oxytocin. Sondern vielmehr für die Vorfreude, die man empfindet, wenn man sich vorstellt, die gute Abschlussnote in der Hand zu halten – und die einen auch bei der Stange hält, wenn der Weg zu diesem Ziel beschwerlich oder von Misserfolgen gepflastert ist. Wenn das Ziel dann erreicht ist, spielt die Dopaminausschüttung wieder eine untergeordnete Rolle, und auch die Opioide, die für den Erfolg mit einem Glücksgefühl belohnen, halten nicht lange vor. Mit dem Resultat, dass die Freude auch schnell wieder abebbt. So wird wieder Platz geschaffen für neue Antriebe.
Mesolimbisches System
Mesolimbisches System/-/mesolimbic pathway
Ein System aus Neuronen, die Dopamin als Botenstoff verwenden und das entscheidend an der Entstehung positiver Gefühle beteiligt ist. Die Zellkörper liegen im unteren Tegmentums und ziehen unter anderem in die Amygdala, den Hippocampus und – besonders wichtig – den Nucleus accumbens, wo sie ihre Endköpfchen haben.
Tegmentum
Tegmentum/-/tegmentum
Tegmentum (von lateinischen „tegere“ „bedecken“). Es handelt sich um den rückwärtigen, unter dem Aquädukt gelegenen Teil des Mittelhirns. Hier finden sich Kerne wie die Substantia nigra, Formatio reticularis, Hirnnervenkerne und der Nucleus ruber.
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Tegmentum
Tegmentum/-/tegmentum
Tegmentum (von lateinischen „tegere“ „bedecken“). Es handelt sich um den rückwärtigen, unter dem Aquädukt gelegenen Teil des Mittelhirns. Hier finden sich Kerne wie die Substantia nigra, Formatio reticularis, Hirnnervenkerne und der Nucleus ruber.
Nucleus
Nucleus/Nucleus/nucleus
Nucleus, Plural Nuclei, bezeichnet zweierlei: Zum einen den Kern einer Zelle, den Zellkern. Zum zweiten eine Ansammlung von Zellkörpern im Gehirn.
Amygdala
Amygdala/Corpus amygdaloideum/amygdala
Ein wichtiges Kerngebiet im Temporallappen, welches mit Emotionen in Verbindung gebracht wird: es bewertet den emotionalen Gehalt einer Situation und reagiert besonders auf Bedrohung. In diesem Zusammenhang wird sie auch durch Schmerzreize aktiviert und spielt eine wichtige Rolle in der emotionalen Bewertung sensorischer Reize. Die Amygdala – zu Deutsch Mandelkern – wird zum limbischen System gezählt.
Hippocampus
Hippocampus/Hippocampus/hippocampual formatio
Der Hippocampus ist der größte Teil des Archicortex und ein Areal im Temporallappen. Er ist zudem ein wichtiger Teil des limbischen Systems. Funktional ist er an Gedächtnisprozessen, aber auch an räumlicher Orientierung beteiligt. Er umfasst das Subiculum, den Gyrus dentatus und das Ammonshorn mit seinen vier Feldern CA1-CA4.
Veränderungen in der Struktur des Hippocampus durch Stress werden mit Schmerzchronifizierung in Zusammenhang gebracht. Der Hippocampus spielt auch eine wichtige Rolle bei der Verstärkung von Schmerz durch Angst.
Neurotransmitter
Neurotransmitter/-/neurotransmitter
Ein Neurotransmitter ist ein chemischer Botenstoff, eine Mittlersubstanz. An den Orten der Zell-Zellkommunikation wird er vom Senderneuron ausgeschüttet und wirkt auf das Empfängerneuron erregend oder hemmend.
Dopamin
Dopamin/-/dopamine
Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff des zentralen Nervensystems, der in die Gruppe der Catecholamine gehört. Es spielt eine Rolle bei Motorik, Motivation, Emotion und kognitiven Prozessen. Störungen in der Funktion dieses Transmitters spielen eine Rolle bei vielen Erkrankungen des Gehirns, wie Schizophrenie, Depression, Parkinsonsche Krankheit, oder Substanzabhängigkeit.
Oxytocin
Oxytozin/-/oxytocin
Ein im Nucleus paraventricularis und im Nucleus supraopticus des Hypothalamus gebildetes Hormon, welches aus dem Hypophysenhinterlappen ins Blut ausgeschüttet wird. Es leitet bei der Geburt die Wehen ein und wird beim Stillen sowie beim Orgasmus ausgeschüttet. Es scheint die Paarbindung zu erhöhen und Vertrauen zu schaffen. Neuere Erkenntnisse weißen darauf hin, dass das oft als Kuschelhormon bezeichnete Oxytocin jedoch weitaus komplexer ist und seine Effekte auch eine Abgrenzung zur andern Gruppen (out-groups) beinhalten.
Ich will, was du nicht willst
Besonders intensiv untersucht wurden diese Mechanismen in Studien mit Ratten und Mäusen. „Ursprünglich kommt der Begriff des Belohnungssystems auch aus der Forschung mit Ratten“, sagt der Experimental-Psychologe Rainer Schwarting, der ebenfalls an der Universität Marburg forscht. Im Keller der Universität hat er ein Labor für verhaltenspsychologische Studien mit Mäusen und Ratten aufgebaut – in ganz Deutschland gibt es für das Fachgebiet Psychologie hiervon nur drei.
„Ein Organismus, der ein Ziel erreichen will, braucht Anzeichen dafür, dass dieser Weg auch erfolgreich sein wird“, sagt Schwarting. Erst solche Anreize motivieren uns, weiterzumachen. Das können Gerüche sein, wenn eine Ratte etwa auf der Suche nach Futter ist. Oder ein Geräusch: Wer eine Katze hat, der weiß, dass allein das Geräusch des Dosenöffners zur Futterzeit dafür sorgt, dass der Stubentiger aufgeregt um den Futternapf oder die Beine des Herrchens oder Frauchens herum schleicht. Für die richtige Einordnung dieser Reize sorgt wiederum das mesolimbische Dopaminsystem, das übrigens nicht nur bei Nagern und Menschen, sondern bei allen Säugetieren nachgewiesen wurde.
Wie abhängig die Motivation von diesen neuronalen Schaltkreisen ist, zeigen Tierversuche des Neuropsychologen John Salamone von der Universität in Connecticut. Er setzte Ratten immer wieder in ein Labyrinth, in dem in zwei verschiedenen Gängen Nahrung versteckt war: Einmal normales Futter und einmal eine besondere Leckerei. Wie erwartet, suchten die Nager bald nur noch den Pfad zur Leckerei auf. Daraufhin erschwerte der Forscher den Weg dorthin, indem er Hindernisse aufbaute – und protokollierte, bei welcher Schwierigkeit sie aufgaben und lieber das schnöde Trockenfutter wählten. Blockierte Salamone nun aber mit Neurotoxinen gezielt das Dopaminsystem, zeigte sich, dass die Ratten wesentlich schneller abbrachen, sie also weniger motiviert waren. „Die Tiere können verrechnen, welche Arbeit aufgewendet werden muss, um einen gewissen Erfolg zu haben. Das ist ähnlich wie bei uns“, erklärt Rainer Schwarting.
Mesolimbisches System
Mesolimbisches System/-/mesolimbic pathway
Ein System aus Neuronen, die Dopamin als Botenstoff verwenden und das entscheidend an der Entstehung positiver Gefühle beteiligt ist. Die Zellkörper liegen im unteren Tegmentums und ziehen unter anderem in die Amygdala, den Hippocampus und – besonders wichtig – den Nucleus accumbens, wo sie ihre Endköpfchen haben.
Motivation
Motivation/-/motivation
Ein Motiv ist ein Beweggrund. Wird dieser wirksam, spürt das Lebewesen Motivation – es strebt danach, sein Bedürfnis zu befriedigen. Zum Beispiel nach Nahrung, Schutz oder Fortpflanzung.
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Auf die richtige Karte setzen
Die Bewertung eines Erfolges oder der Aussicht darauf erfolgt vermutlich im orbitofrontalen Cortex, einem Areal im Frontallappen der Hirnrinde, das auch für die Wahl zwischen unterschiedlichen Handlungsentwürfen zuständig ist. Also dafür abzuwägen, ob es sich lohnt, auf eine bestimmte Karte zu setzen oder nicht.
Untersucht wurde dies unter anderem tatsächlich mit Karten — in dem Iowa Gambling Game, das der Neurowissenschaftler Antonio Damásio von der Universität Iowa entwickelte. Dabei können die Teilnehmer von vier Stapeln nacheinander Karten ziehen. Auf diesen Karten ist ein unterschiedlich hoher Geldbetrag ausgewiesen, manchmal jedoch auch ein Fehlbetrag. Ziel ist es, möglichst viel Geld einzuziehen. Dafür jedoch sind manche Stapel besser geeignet als andere, weil die darin enthaltenen Karten zwar niedrigere Gewinne abwerfen, aber auch seltener Verluste aufweisen.
Gesunde Probanden erkennen dies meist nach etwa vierzig Durchläufen und halten sich dann nur noch an die zwei weniger riskanten und somit Erfolg versprechenderen Kartenstapel. Schon vor dieser bewussten Entscheidung zeigen Messungen des Hautwiderstandes, dass die Spieler beim Ziehen von riskanten Stapeln gestresst sind. Bei einem Patienten jedoch, der eine Schädigung des orbitofrontalen Cortex aufwies, änderte sich der Hautwiderstand nicht – ebenso wenig übrigens wie sein Verhalten beim Kartenspiel. Der Patient erkannte zwar, dass zwei der Stapel riskant waren, zog aber daraus keinerlei Konsequenzen für sein Handeln. Damásio folgerte daraus, dass der orbitofrontale Cortex dabei hilft, verschiedene Handlungsalternativen zu bewerten und sich dann für eine zu entscheiden.
Frontallappen
Frontallappen/Lobus frontalis/frontal lobe
Der frontale Cortex ist der größte der vier Lappen der Großhirnrinde und entsprechend umfassend sind seine Funktionen. Der vordere Bereich, der so genannte präfrontale Cortex, ist für komplexe Handlungsplanung (so genannte Exekutivfunktionen) verantwortlich, die auch unsere Persönlichkeit prägt. Seine Entwicklung (Myelinisierung) braucht bis zu 30 Jahren und ist selbst dann noch nicht ganz abgeschlossen. Weitere wichtige Bestandteile des frontalen Cortex sind das Broca-Areal, welches unser sprachliches Ausdrucksvermögen steuert, sowie der primäre Motorcortex, der Bewegungsimpulse in den gesamten Körper aussendet.
Orbitofrontaler Cortex
Orbitofrontaler Cortex/-/orbitofrontal cortex
Windung im Bereich des orbitofrontalen Cortex der Großhirnrinde, die sich anatomisch etwa hinter den Augen befindet. Der orbitofrontale Cortex spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidungsfindung und der Überwachung sozialer Interaktionen und entsprechend komplex ist er aufgebaut. Insgesamt besteht er aus vier verschiedenen Substrukturen: der mediale, laterale, anteriore und der posteriore Gyrus orbitalis sowie der Gyrus rectus.
Cortex
Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex
Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.
Motivation unterliegt Schwankungen
Ruft also die beste Freundin an, um zu ihrer Geburtstagsfeier einzuladen, während gleichzeitig die Abschlussprüfung bedrohlich näher rückt, klärt dieses Hirnareal, welche Option lohnender ist. Dabei wird je nach Sachlage neu entschieden: Ist die Freundin sauer, weil man zugunsten der Prüfungsvorbereitung ihrer Geburtstagsparty abgesagt hat, rückt das Fest im Stellenwert möglicherweise wieder ein großes Stück nach oben. Und ist einem Kind nach dem Verzehr von allzu vielen Süßigkeiten bereits schlecht, wird es auch den Schokoladenkuchen dankend ablehnen.
Denn nicht nur Erfolge motivieren. Auch die Angst vor Gefahr oder negativen Erfahrungen kann antreiben. Sogar Misserfolge können zur Motivation beitragen. „Motivationsprozesse verlaufen nicht immer direkt, sondern fluktuieren als Prozesse der Annäherung“, sagt Gerhard Stemmler: „Entfernt man sich vom Ziel, so motiviert das umso stärker – jedoch nur, wenn ich das Gefühl habe, das Ziel auch irgendwann erreichen zu können.“ Ist das nicht der Fall, so der Forscher von der Universität Marburg, geben Menschen ihre Ziele auf und die Motivation bricht zusammen.“
Wie schnell man in einem solchen Fall die Flinte ins Korn wirft, wird auch von der Persönlichkeit bestimmt. Gerhard Stemmler ließ Probanden in einer Studie Knobelaufgaben rechnen, die nicht zu lösen waren, und forderte sie zudem auf, laut kundzutun, wenn sie zu dem Schluss kamen, eine Aufgabe in der vorgegebenen Zeit nicht zu bewältigen. Selbstsichere Versuchsteilnehmer reagierten vor allem verärgert und mit Aussagen wie „Das ist zu schwer, kann man doch gar nicht schaffen.“ Was ja auch stimmte. Eher ängstliche Charaktere schlossen diese Möglichkeit aber offenbar aus. Stattdessen suchten sie in erster Linie die Schuld bei sich – und gaben schneller auf.
Motivation
Motivation/-/motivation
Ein Motiv ist ein Beweggrund. Wird dieser wirksam, spürt das Lebewesen Motivation – es strebt danach, sein Bedürfnis zu befriedigen. Zum Beispiel nach Nahrung, Schutz oder Fortpflanzung.
Veröffentlichung: am 15.08.2011
Aktualisierung: am 12.02.2018