Neurodidaktik: Lernen muss Spaß machen!
Hirnforscher haben viel über den Lernprozess herausgefunden. Doch ist das nur basale Biologie oder gar die Neuerfindung der Pädagogik? Letzteres denken einige Forscher, doch viele Lehrer sehen das anders. Eine Diskussion von Arvid Leyh.
Scientific support: Prof. Dr. Martin Korte
Published: 15.02.2018
Difficulty: intermediate
- Stehen Sie zu sich und Ihrem Fach – vermitteln Sie Relevanz.
- Praxisbezüge sind wichtig, wobei „Praxis“ die Lebenswelt des Schülers meint.
- Spielerische Elemente und Überraschungen unterstützen den Lernprozess – auch wenn sie ganz kurz sind!
- Nutzen Sie neue Medien, wo immer möglich – das erhöht den Hipness-Faktor von Stoff und Lehrer.
- Fordern Sie die Mitarbeit der Eltern ein!
- Lernen Sie eine Entspannungsmethode – wenn Sie gestresst sind, schadet das den Schülern, vor allem aber Ihnen.
- Bewegung ist wichtig – sie versorgt das Gehirn mit Sauerstoff und baut Stresshormone ab.
- Wer lernen will, muss ausreichend schlafen und ausgeglichen ernährt sein. Langzeiterinnerungen werden vor allem im Schlaf gebildet – es lohnt sich also, vor dem Einschlafen den Stoff nochmals anzuschauen.
- Für ältere Schüler: Schauen Sie rechts und links des Lernstoffes – ein größerer Kontext erhöht das Verständnis.
- Sprechen Sie über den Lernstoff, bringen Sie ihn anderen bei – damit verändert sich die Verarbeitung, das Verständnis und die Behaltensleistung werden erhöht.
- Pauken ist nicht immer falsch – die Wiederholung verbessert die Lerntiefe.
- Warten Sie nicht zu lang mit den Hausaufgaben – was weg ist, ist weg, und der Aufwand ist mit frischer Erinnerung geringer.
- Stress ist auch für Kinder und Jugendliche ein Thema – und für sie genauso schädlich. Entspannungstechniken wirken auch schon in jungen Jahren und machen den Kopf frei.
- Bei Hausaufgaben kein Multitasking – am schnellsten geht es so: Fach für Fach abhandeln und alle elektronischen Geräte und Unterbrechungsquellen ausschalten.
- Bewegung ist wichtig – sie versorgt das Gehirn mit Sauerstoff und baut Stresshormone ab.
Wenn Eltern, Lehrer und Schüler in irgendetwas übereinstimmen, dann darin: Unterricht, der Spaß macht, unterstützt den Lernprozess. Nachhaltig. In den letzten Jahren wurde diese Aussage zunehmend mit Ergebnissen aus der Hirnforschung untermauert. Wird also heute mehr gelacht im Klassenzimmer? Das darf bezweifelt werden. Im Gegenteil: Der Lehrerstand ist mit am stärksten vom Burnout betroffen, während Schüler zwar ebenfalls mit Stress zu kämpfen haben, aber vor allem extrem abgelenkt sind. Und nach einhelliger Meinung immer schlechter ausgebildet werden. Was läuft da schief?
Tiefe Gräben
Die Suche nach Ursachen führt reflexhaft zur Suche nach Schuldigen. Wer sich mit Lehrern unterhält, erfährt, dass es an den Schülern liegt: Die würden sich für nichts mehr begeistern außer Facebook, Ballerspielen und lackierten Fingernägeln – je nach Geschlecht. Kaum zu motivieren seien sie, an Ausbildung nur peripher interessiert. Dass viele Lehrer so über ihre Schüler denken, ist schlimm – vor allem, wenn man bedenkt, wer Lehrer wird: Menschen mit Motivation und Mission.
Von Schulpsychologen ist zu erfahren, dass der schulpsychologische Dienst in Niedersachsen und anderen Bundesländern abgeschafft wurde. Doch auch wo er noch existiert, ist er personell ausgedünnt und beantwortet sehr spezifische Probleme mit Standardmails. Einen Termin in einer privaten Praxis zu bekommen, dauert zwischen drei und sechs Monaten. Keine gute Zeit für akute Probleme.
Zur Abrundung seien noch die Eltern auf die Liste der potenziell Schuldigen gesetzt, sind sie doch nur mit sich und ihrer Arbeit beschäftigt. Also lassen sie ihre Kinder von den Lehrern erziehen, unterstützen aber weder deren Autorität – im Gegenteil! –, noch den Lernprozess, indem sie ihn vorbildhaft wichtig nähmen.
All das findet statt in einem politisch … sagen wir: nicht ganz einfachen Schulsystem. Jedes Bundesland und jede Partei hat eigene, oft auch nur temporäre Vorstellungen und Ziele, die von allen Beteiligten ein Höchstmaß an Flexibilität verlangen: Blockunterricht, Gesamtschule – die Liste der pädagogischen Moden ist lang und nicht jede auf Dauer sinnvoll.
Motivation
Motivation/-/motivation
Ein Motiv ist ein Beweggrund. Wird dieser wirksam, spürt das Lebewesen Motivation – es strebt danach, sein Bedürfnis zu befriedigen. Zum Beispiel nach Nahrung, Schutz oder Fortpflanzung.
Neue alte Erkenntnisse
In diese Kakophonie der Meinungen schallen immer häufiger neurowissenschaftliche Töne – Erkenntnisse von Hirnforschern, die ja nun herausfinden, wie die Lernmaschine in unser aller Köpfen tatsächlich funktioniert. Viel haben sie in den letzten Jahren herausgefunden. Das sollte sich doch praktisch anwenden lassen, das muss doch relevant sein! Und so wurde Neurodidaktik ein wichtiges Wort in der Pädagogik der letzten Jahre.
Tatsächlich hat sich mit der Hirnforschung der Blick auf das Lernen verändert. Was bislang – siehe die Position der Schüler – oft als Zumutung erlebt wurde, ist inzwischen ein ganz alltäglicher neuronaler Prozess, der mit einer furiosen Ouvertüre beim Säugling beginnt, ein ganzes Leben andauert und auch mit dem Alter nicht zwangsläufig endet. Das Gehirn kann nicht nur lernen, es will sogar! Auf ganz basaler Ebene ist Lernen eine unvermeidbare Folge von Wahrnehmung. Auf höherer kognitiver Ebene ist es eingebunden in einen Prozess, der viel mit Freude zu tun hat. Gut, das mag nicht automatisch für die Konjugation lateinischer Verben gelten, klappt aber extrem gut bei den Fähigkeiten der Helden im aktuell angesagtesten Computerspiel.
Motivation ist das Stichwort, oder besser noch: Relevanz! Was dem Gehirn wichtig ist, saugt es auf. Entscheidend sind also die Präferenzen des Hirnbesitzers, und die werden wiederum – auch das eine Erkenntnis der Hirnforschung – im limbischen System verhandelt. Dort wird das Gütesiegel „wichtig“ vergeben, dort wird Lernen zu einer beglückenden Erfahrung. Dass natürlich auch Strafe vermieden werden soll, ist eine wichtige Differenzierung, und auch sie läuft unter Motivation.Wahrnehmung
Wahrnehmung/Perceptio/perception
Der Begriff beschreibt den komplexen Prozess der Informationsgewinnung und –verarbeitung von Reizen aus der Umwelt sowie von inneren Zuständen eines Lebewesens. Das Gehirn kombiniert die Informationen, die teils bewusst und teils unbewusst wahrgenommen werden, zu einem subjektiv sinnvollen Gesamteindruck. Wenn die Daten, die es von den Sinnesorganen erhält, hierfür nicht ausreichen, ergänzt es diese mit Erfahrungswerten. Dies kann zu Fehlinterpretationen führen und erklärt, warum wir optischen Täuschungen erliegen oder auf Zaubertricks hereinfallen.
Motivation
Motivation/-/motivation
Ein Motiv ist ein Beweggrund. Wird dieser wirksam, spürt das Lebewesen Motivation – es strebt danach, sein Bedürfnis zu befriedigen. Zum Beispiel nach Nahrung, Schutz oder Fortpflanzung.
Praxistauglich?
Wichtig ist der Hirnforschung auch, dass jedes Gehirn anders ist, dass also jeder Schüler anders lernt – wenn auch alle am besten im Schlaf – und sich der Lehrer auf jedes Kind individuell einlassen muss. Was in unserem Schulsystem eine nicht geringe Herausforderung darstellt und für die wenigsten Lehrer umsetzbar ist.
Kaum näher der Praxis erscheinen auch die anderen Tipps: Neugier und Motivation sind nicht gerade neue Begriffe in der Pädagogik. Die Sache mit dem Schlaf ist ganz interessant, aber der große Rest der Neurodidaktik ist Psychologie, und als solche bekannt. Die Standardantwort einiger Hirnforscher darauf lautet inzwischen: Ja, gute Lehrer wissen das bereits, die Reformpädagogik sowieso und der Rest müsste sich endlich mal strecken. So mancher Hirn-Bestseller-Autor doziert solchermaßen vor sich hin und in seinem eigenen Frontalunterricht an der Zielgruppe vorbei. Dass sie sich medienwirksam zu Wort melden, die Hirnforscher, ist dennoch verständlich, denn was sie sagen, liegt ihnen am Herzen. Und nicht zuletzt geht es um den "Rohstoff" der Zukunft: unsere Kinder.
Doch obwohl viele Lehrer ganz froh sind, die neurowissenschaftlichen Hintergründe ihrer didaktischen Bemühungen konkret benannt zu bekommen, werden andere durch Vorhaltungen nur minimal motiviert.
Motivation
Motivation/-/motivation
Ein Motiv ist ein Beweggrund. Wird dieser wirksam, spürt das Lebewesen Motivation – es strebt danach, sein Bedürfnis zu befriedigen. Zum Beispiel nach Nahrung, Schutz oder Fortpflanzung.
Unterricht im Umbruch
Während hier noch diskutiert wird, blicken wir kurz in eine andere, ebenfalls bewegte Ecke des Klassenzimmers. Und sprechen von Zeit. Ein rares Gut für Lehrer und Schüler angesichts eines vollgestopften Lehrplanes, nicht erst seit G8. Wie man es auch machen kann, zeigt die Khan-Academy auf Youtube und Leute wie Christian Spannagel in deutschen Hörsälen. Spannagel sieht nicht so aus, ist aber Professor für „Mathematik und ihre Didaktik“ an der PH Heidelberg. Er verhält sich auch nicht wie ein Professor, denn er stellt seine Vorlesungen online und bietet vertiefende Seminare in der Zeit, in der er die Vorlesung ursprünglich gehalten hätte. Die Khan-Acadamy macht Ähnliches bei Schülern und sorgt so dafür, dass alle Beteiligten so viel Zeit haben, wie sie zum Lernen brauchen. Sollten die deutschen Kultusministerien plötzlich den Kolumbus in sich entdecken – hier wäre ein Ansatz für ein zukunftsträchtiges Reformabenteuer.
Schneller werden sich vermutlich die Lehrmittel verändern – wenn auch nicht die offiziellen, sondern die, die Eltern auf die iPads und -Pods der Kinder laden. Wer sich hier in letzter Zeit ein wenig umgetan hat – von der Schreiblern-App für Vorschüler bis zu E.O. Wilsons E-Lehrbuch für Biologen („Life on Earth“) – hat schon ein vages Bild davon, wie sich die Worte Lernen und Motivation doch erfolgreich in einem Satz unterbringen lassen.
Motivation
Motivation/-/motivation
Ein Motiv ist ein Beweggrund. Wird dieser wirksam, spürt das Lebewesen Motivation – es strebt danach, sein Bedürfnis zu befriedigen. Zum Beispiel nach Nahrung, Schutz oder Fortpflanzung.
Neurodidaktik wird sozial
Währenddessen wird über die Neurodidaktik nach wie vor diskutiert. Doch die entwickelt sich weiter, bekommt zum Beispiel Impulse aus den sozialen Neurowissenschaften. Der Umgang der Menschen untereinander – Empathie, Mimik, Fairness – im Scanner der Hirnforschung liefert zwar ebenfalls keine wirklich brandneuen Erkenntnisse (die alten dürften guten Lehrern sowieso bekannt sein), betont aber die Bedeutung menschlichen Verhaltens. Und bietet Ansätze, die sich sofort anwenden lassen.
Da ist zum einen die Vorbildfunktion: Vielleicht ist sie noch wichtiger als der eigentliche Stoff, denn soziales Lernen ist eine der wichtigsten Säulen auch im schulischen Lernprozess. Das liegt schlicht daran, dass der Mensch nahezu automatisch empathisch ist und sich permanent in sein Gegenüber einfühlt. Nimmt der Lehrer also sein Thema wichtig und vermittelt dem Schüler dadurch, dass der aktuelle Stoff interessant und spannend ist, lässt der sich eher anstecken als von reinem Herunterbeten. Dass klingt wieder sehr nach Entertainer, doch nur wer er selbst ist und mit sich im Reinen, ist wirklich authentisch. Und nur so lässt sich Bedeutung transportieren.
Im Gehirn des Schülers schlägt sich das womöglich in den vielzitierten Spiegelneuronen nieder, aber auch im Belohnungssystem. Dieses wird inzwischen mehr als Motivationssystem betrachtet, belohnt also weniger bei Erfolg, sondern motiviert zu weiterem Fortschritt. Genauer gesagt: Es gibt dopaminerge Zellen im Tegmentum, für die der Weg das Ziel ist. Sie sind permanent beschäftigt mit einem Abgleich von Soll und Ist und haben auf ihre Art tatsächlich Erwartungen. Nun ist das kein großer Unterschied zur bisherigen Sicht: Nach wie vor muss der Lehrer ein klares Ziel definieren und einen Anreiz, eine Belohnung in Aussicht stellen. Allerdings sind auch dopaminerge Neurone Gewohnheitstiere – sie habituieren bei der immer gleichen Belohnung. Mit wechselnden Belohnungen werden diese Zellen immer wieder neu angesprochen und vergrößern so den Lernerfolg.
Empathie
Empathie/-/empathy
Der Begriff „Empathie“ geht auf das altgriechische Wort für „Leidenschaft“ zurück. Heute versteht man unter Empathie das Vermögen, sich in andere hineinzuversetzen und deren Gefühle, Gedanken und Handlungsweisen nachzuvollziehen. Die physiologische Basis dafür sehen viele Neurowissenschaftler in den Spiegelneuronen: Nervenzellen, die beim Beobachten einer Handlung ebenso aktiv sind wie bei deren Ausführung.
Spiegelneurone
Spiegelneurone/-/mirror neurons
Nervenzellen im Gehirn von Primaten, die genauso feuern, wenn ihre Besitzer eine Handlung beobachten wie wenn sie diese selbst durchführen. Anfang der 1990er waren italienische Forscher auf diese besonderen Neuronen gestoßen, als sie mit Makaken experimentierten. Später wurden Spiegelneurone auch im menschlichen Gehirn nachgewiesen. Hier kommen sie unter anderem im Broca-Areal vor, das für die Sprachverarbeitung verantwortlich ist. Die Spiegelneurone könnten eine Erklärung dafür liefern, warum wir in der Lage sind, die Gefühle und Absichten anderer nachzuvollziehen. Die Diskussion darum ist noch nicht abgeschlossen.
Mesolimbisches System
Mesolimbisches System/-/mesolimbic pathway
Ein System aus Neuronen, die Dopamin als Botenstoff verwenden und das entscheidend an der Entstehung positiver Gefühle beteiligt ist. Die Zellkörper liegen im unteren Tegmentums und ziehen unter anderem in die Amygdala, den Hippocampus und – besonders wichtig – den Nucleus accumbens, wo sie ihre Endköpfchen haben.
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
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Von wegen fehlerfrei
Das ist aber nur ein Aspekt, und hier nicht der entscheidende: Denn indem diese Neurone bestimmte Vorhersagen treffen, passen sie sich im Fehlerfall auch an. Fehler werden damit zu einem wichtigen Aspekt des Lernprozesses wie in der Biologie insgesamt – die Evolution wäre ohne die Veränderung unangemessenen Verhaltens nicht denkbar. Das Prinzip „dumm, aber lernfähig“ zieht sich durch die gesamte Natur.
Bis auf das Klassenzimmer – dort werden Fehler nicht als Möglichkeit zur Erkenntnis, sondern als eine zur schlechten Note betrachtet. Tatsächlich scheint es in manchen Teilen der Republik noch durchaus gängig, den Schüler an der Tafel systematisch unter Druck zu setzen und Angst als Quelle der Fehlervermeidung zu nutzen. Die emotionale Aktivierung durch die Vermeidung von Strafe funktioniert tatsächlich, sie erhöht die Aufmerksamkeit. Aber sie hinterlässt auch Kollateralschäden in der Psyche der Schüler, die am Ende keine völlig strahlende Persönlichkeit von der Schule ins Leben schickt.
Es gibt zahlreiche andere Faktoren als Ergebnis der sozialen Neurowissenschaften, und auch sie sind meist hinlänglich bekannt und in vielen Lehrerknigges zu finden. Eine grundlegende Wertschätzung und Fairness dem Schüler gegenüber zählen zum Beispiel dazu. Hier ist der Mensch wie der Affe: Bezahlen Sie den einen im Versuch mit der üblichen Gurke, den anderen aber mit den feinsten Leckereien, fliegt Ihnen die Gurke irgendwann um die Ohren, und der Benachteiligte dreht sich beleidigt um. Ähnliches Verhalten kennen wir womöglich von uns selbst.
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit/-/attention
Aufmerksamkeit dient uns als Werkzeug, innere und äußere Reize bewusst wahrzunehmen. Dies gelingt uns, indem wir unsere mentalen Ressourcen auf eine begrenzte Anzahl von Bewusstseinsinhalten konzentrieren. Während manche Stimuli automatisch unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, können wir andere kontrolliert auswählen. Unbewusst verarbeitet das Gehirn immer auch Reize, die gerade nicht im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen.
Systemwechsel
Summiert liefern die Neurowissenschaften durchaus sinnvolle Erkenntnisse für Lehrer. Doch deren Umsetzung verlangt Kraft. Die eigene Erfahrung in Lehrerfortbildungen zeigt vielfach neugierige und offene Menschen. Aber in der Diskussion offenbaren sich auch die Zwänge und der Stress, dem die Lehrer ausgesetzt sind – und bei manchen lässt sich der Burnout bereits ahnen.
Burnout hat viel mit dem eigenen, gefühlten Handlungsspielraum zu tun: Wer nachts um 22 Uhr noch Klassenarbeiten korrigieren muss, nachdem er tagsüber viel Ablehnung erlebt hat, kommt nicht wirklich zur Erholung. Am nächsten Tag dann souverän und durchsetzungsstark den Lehrstoff genauso zu lieben wie die Schüler … das ist doch ein wenig viel verlangt.
Ginge es nach mir, ich würde als erstes die Lehrer schon in der Ausbildung mit Empowerment-Techniken versorgen und versuchen, sie zu entlasten. Dann die Eltern in die Pflicht nehmen. Wie gesagt: Kinder lernen am meisten durch Vorbilder. Lehrer können keine sein, wenn wir sie dem Burnout überlassen. Hier sind auch die Kultusministerien gefragt!
zum Weiterlesen:
- Korte, Martin: Wie Kinder heute lernen – was die Wissenschaft über das kindliche Gehirn weiß, Deutsche Verlags-Anstalt, 2009.
Ich schließe mich aber sonst gerne gerade der letzten Aussage an. Eltern, Lehrer und Politik sind aufgefordert endlich zusammenzuarbeiten.
Alle anderen Artikel dieser Seite singen das Lob der Hirnforschung :)
Würde ich auch, wenn es nach mir ginge.
Aber, ich würde auch noch verlangen, das mehr Lehrkräfte eingesetzt werden.
Es kann nicht funktionieren, wenn so viele Schüler in eine Klasse sind. Müssten mindestens auf die hälfte reduziert werden. So könnten auch Schüler, die in Unterricht ständig stören, umdenken.
Je wenige Schüler, umso mehr wird der Lehrer zu Bezugsperson
http://www.zeit.de/2013/02/Paedagogik-John-Hattie-Visible-Learning
Auch sonst - wichtiger Artikel, wichtiges Buch!
Ich weiß nicht ob Hattis Methoden gut oder schlecht finden soll, aber Etwas hat mir gefehlt.: Gefühl !!!
Mir macht immer ein wenig Angst, wenn ohne Gefühle, nur aufs Ziel gerichtet gehandelt wird.
Es ist möglich das meine Eindruck falsch ist. Ich werde den Artikel nochmal lesen